Willkommen auf der Tanzfläche eurer Träume!
Hast du je beobachtet, wie ein Anfänger und ein erfahrener Tänzer mit derselben Aufgabe umgehen? Es ist fast, als würden sie in zwei völlig unterschiedlichen Welten existieren. Der
Anfänger kämpft vielleicht mit den Grundschritten, denkt über jeden Fuß, jede Bewegung nach – während der Profi scheinbar mühelos durch den Raum gleitet, fast wie von einer
unsichtbaren Energie getragen. Aber was passiert da eigentlich? Es ist nicht nur Technik, es ist ein tiefgreifendes Verständnis für den Tanz, für den Raum, für den Partner. Man
könnte sagen, es entsteht eine völlig neue Art, sich im Leben zu bewegen. Und das meine ich nicht nur metaphorisch. Denn wenn man einmal diese Ebene erreicht hat, wo Tanz nicht mehr
nur Bewegung ist, sondern Ausdruck, dann verändert sich mehr als nur der Tanzboden. Es ist, als würde man die Welt ein wenig anders sehen – oder fühlen. Man fängt an, Menschen und
Dynamiken intuitiver zu verstehen. Man erkennt Muster, nicht nur in der Musik, sondern auch im Alltag: Wie man sich auf andere einstellen kann, wann man führt und wann man folgt.
Diese Art von Sensibilität, dieser feine Instinkt – das ist es, was plötzlich möglich wird. Und ja, es klingt vielleicht ein wenig romantisch, aber ist das nicht genau das, was oft
fehlt in dieser rationalen, überstrukturierten Welt? Einige würden vielleicht sagen, Tanz sei nur ein Hobby oder ein Mittel, um sich fit zu halten. Aber das finde ich zu kurz
gedacht. Tanz – besonders auf diesem Niveau – ist auch eine Art, sich selbst zu entdecken. Er zwingt uns, uns mit unserem Körper, unseren Grenzen und sogar unseren Unsicherheiten
auseinanderzusetzen. Es geht nicht nur darum, wie man sich im Raum bewegt, sondern auch, wie man Raum schafft – für sich selbst, für andere, für etwas Größeres. Und mal ehrlich:
Wann hat man das letzte Mal wirklich gespürt, dass man im Moment lebt, ganz präsent ist? Genau das kann Tanz sein. Ein Anker. Ein Türöffner. Ein Spiegel.
Man beginnt im Tanzkurs oft mit den Grundschritten – links, rechts, vor, zurück. Diese Bewegungen sind einfach, aber verlangen eine ungeteilte Aufmerksamkeit. Es ist seltsam, wie
schwer ein Schritt nach links sein kann, wenn man gleichzeitig den Partner im Blick haben soll. Und dann die Musik im Hintergrund, die plötzlich schneller oder langsamer wirkt, je
nachdem, wie sicher man sich fühlt. In meinem ersten Kurs hatte ich ständig das Gefühl, meine Füße seien aus Blei. Im Laufe der Zeit kehren bestimmte Muster immer wieder, fast wie
ein Refrain. Haltung, Körperspannung, das berühmte „Rahmen halten“ – es wird ständig betont, fast bis zur Monotonie. Aber genau in dieser Wiederholung liegt auch eine Art Trost.
Einmal hat unsere Lehrerin gesagt: „Ihr müsst tanzen, als würdet ihr jemanden umarmen, den ihr wirklich mögt.“ Das hat mich irgendwie getroffen. Vielleicht, weil es so simpel und
ehrlich klang. Aber nicht alles ist ernst oder methodisch. Es gibt Momente, in denen jemand im falschen Takt klatscht oder eine unerwartete Drehung einbaut – und plötzlich lachen
alle. Diese kleinen Unterbrechungen machen die Stunden lebendig. Ich erinnere mich an einen älteren Schüler, der immer denselben schlechten Witz über den Wiener Walzer machte.
Niemand fand ihn lustig, aber irgendwie gehörte er dazu. Solche Details bleiben hängen, auch wenn man längst andere Tänze gelernt hat.